Hast Du genug vom übervölkerten Zürichseeufer, kennst die Gastrobetriebe in deinem Quartier mittlerweile so gut wie deine Westentasche oder suchst vielleicht noch nach einem Ziel für deinen nächsten Wochenendausflug? Dann kann ich Dir, und allen anderen Stadtzürcher Gourmets, Naturfreunden und Entdeckern einen Abstecher ins nahgelegene Züri Oberland nur wärmstens empfehlen!
Als Heimweh-Züri Oberländerin präsentiere ich Dir 6 anregende Stopps im hügeligen Südosten des Kantons Zürich, die sowohl kulinarische als auch landschaftliche Höhenflüge ermöglichen.
1. Die kulinarische Pforte zum Zürcher Oberland
Das Rössli Illnau ist in der Region längst kein Geheimtipp mehr. Aber auch national gewinnt das herzliche und unermüdliche Gastgeberpaar Vreni und René Kaufmann mit dem Rössli stetig an Bekanntheit, zuletzt mit ihrem 1. Platz in der SRF-Doku Soap „Mini Beiz, dini Beiz“ sowie Renés Auszeichnung zum „Lehrmeister des Jahres 2016“. Die vielseitige Küche wird mit der ganz persönlichen Handschrift von René und seinem Team verfeinert und bietet, neben exzellenten Klassikern wie Züri Gschnätzlets mit Rösti auch saisonale Leckerbissen mit viel kreativer Spielerei. Hier wird Regionalität gross geschrieben: Trüffel vom Nachbarn, Geisskäse aus der Zürcher Oberländer Käserei oder fein pochierte Wachteleier aus dem nahen Rikon. Das Rössli bietet neben dem edlen Restaurantsaal mit privatem Stübli auch drei verschiedene Säle, wo wahrscheinlich schon fast jeder Einwohner von Illnau-Effretikon einem Anlass, Theater oder (berauschenden) Fest beigewohnt hat. In den wärmeren Monaten lockt das sympathische Gourmetrestaurant zudem mit einem hübsch dekorierten Garten.
Die Gourmets sind mit dem ÖV in 19 Minuten an ihrem Ziel, Naturfreunde können den Genuss mit einem Abstecher an den wunderschönen Pfäffikersee ausweiten (Illnau – Pfäffikon ZH: 9 Zugminuten).
Rössli Illnau, Kempttalstrasse 52, 8308 Illnau
Das einmalige Gastgeberpaar, René und Vreni Kaufmann, lesen einem jeden Wunsch von den Lippen ab. Foto: zuerioberland-tourismus.ch
2. Der Promi
Das Gasthaus Sternen in Sternenberg bei Bauma ist seit dem gleichnamigen Film mit Mathias Gnädinger sicher vielen ein Begriff, und das Dorf stillt mit seiner Lage und Grösse unsere Sehnsucht nach ländlicher Idylle. Leider wurde diese Idylle Mitte Dezember von einem verheerenden Brand zerstört, die Film-Beiz ist vollständig abgebrannt. Aber was viele nicht wissen: Der Saal des Sternen blieb vom Feuer verschont. So schöpfte die Besitzerin Marianne Brühwiler wieder Hoffnung und konnte ihren Plan zur baldigen Wiedereröffnung umsetzen. Ein Provisorium ersetzt die Restaurantküche und wird in Form einer neuerrichteten, 10 Tonnen schweren Holzbaracke von der Firma Leuenberger Holzbau AG als Ganzes nach Sternenberg hochtransportiert und an den verbleibenden Restaurantteil angesetzt, der neu als Gaststube dient. Die offizielle Eröffnungsfeier findet bereits am 1. Mai 2017 mit Auftritten eines Ländler-Trios und der Alphorngruppe Sternenberg sowie einer gratis Gerstensuppe für alle Gäste statt. In weniger als zwei Monaten also wird Marianne Brühwiler ihre vielen (Stamm)Gäste wieder mit dem beliebten Angebot verwöhnen, wie frisch erlegtem Wild oder dem „Heissen Stein“, bei dem einem ganz authentisch ein Sennentuch als Latz umgebunden wird. Vegetarier und Liebhaber der kreativen Küche werden hier ebenfalls glücklich: Auf dem Sternen-Menü tauchen nämlich auch spannende Kreationen wie ein Quinoa-Tatar auf.
Das Postauto bringt Dich von Bauma direkt vor den „Sternen“ (Wetzikon – Bauma – Sternenberg, Kirche: 45 Minuten) oder Du erkundest die grüne Idylle zu Fuss und setzt Dir den „Sternen“ als verdientes kulinarisches Ziel deines Spazierganges auf dem Lande.
Gasthof Sternen, 8499 Sternenberg („Sternenberg, Kirche“)
Die ehemalige Fassade des Sternen in Sternenberg. Wir sind gespannt auf das Provisorium! Foto: Gasthaus Sternen Sternenberg/Facebook
3. Der Gipfelstürmer
Vom Promi-Ort zur buchstäblich prominentesten Location im Zürcher Oberland: Das Gasthaus „Alp Scheidegg“ befindet sich auf 1’200 Metern über Meer und ist somit die höchstgelegenste Beiz der Region. Vor rund zwei Jahren hat ein neuer Wirt das Lokal übernommen und dem Restaurant „über dem Nebel“ subtil einen neuen Anstrich verpasst. Die „Alp Scheidegg“ glänzt jetzt auch mit einem schicken Webauftritt und so liegt es wahrscheinlich nur noch an der Zeit, bis man auch über die Kantonsgrenzen hinweg von der gutbürgerlichen Beiz spricht. Bei den Ansässigen ist sie schon jetzt ein beliebter Treffpunkt, und dient gerne als Anstoss zu einem sportlichen Spaziergang. Hier werden alle Fans der währschaften Küche glücklich, zum Beispiel mit dem berühmten Scheidegg Schweins Cordon-Bleu. Aber auch die Meringues zum Dessert sind ein Hit – besonders, wenn man sie bei wärmeren Temperaturen auf der Terrasse mit der einmaligen Aussicht auf das ganze Zürcher Oberland geniessen kann!
Du kannst die Alp Scheidegg mit dem Auto (die Strasse führt bis zum Gasthaus hinauf), oder gemütlich (halbstündiger Spaziergang vom Parkplatz Wolfsgrueb) und auch sportlich (wunderschöne Wanderung ab Wald durch das Sagenraintobel über den Josenberg) zu Fuss erreichen.
Alp Scheidegg, Scheideggstrasse 4, 8636 Wald ZH
Die atemberaubende Panoramaaussicht von der Alp Scheidegg weit über das ganze Zürcher Oberland. Foto: www.paraglidingmap.com
4. Der Geheimtipp
Die Bleichibeiz in Wald liegt nicht gerade um die Ecke, doch ich verspreche, dass dich das nicht weiter stört, sobald du an einem der stilvollen Tische Platz genommen hast. Und vielleicht ist die „Bleichi“ ja gerade deshalb nach wie vor ein echter Geheimtipp für Stadtzürcher. Das Restaurant befindet sich, wie sein Name schon sagt, inmitten des Bleicheareals, das auf eine 200-jährige industrielle Vergangenheit zurückblicken kann, wo Baumwolltücher gebleicht und gewoben, Fabriken gegründet und Streiks gebrochen wurden. So besticht die Beiz mit ihrem ganz besonderen Ambiente von authentischem „Industrial Chic“, einer sorgfältig ausgewählten, saisonalen Karte und viel Sinn für Ästhetik. Ich war schon einmal drei Tage hintereinander als Gast hier, und das Restaurant hat es jedes Mal aufs Neue geschafft, mich zu begeistern. Besonders angetan hat es mir übrigens auch die erlesene Weinauswahl, die das feine, hausgemachte Essen stimmig abrundet. Hier wird einem das perfekte kulinarische Gesamtpaket geschnürt.
Du erreichst meinen Geheimtipp in rund Dreiviertelstunden ab Zürich HB. Auch trotz mehrmaligem Umsteigen empfehle ich übrigens mit dem ÖV zu reisen, dann kann man nämlich auch die auserlesenen Weine gebührend geniessen!
Bleichibeiz, Jonastrasse 11, 8636 Wald ZH (Online reservieren)
Das Bleicheareal: Authentischer „Industrial Chic“ inmitten vom Grün. Foto: bleiche.ch
5. Das Rundumerlebnis
Wer auch so gerne bruncht wie wir, hat vielleicht schon diesen Beitrag von uns über das Frühstücksangebot auf der Jucker Farm Seegräben gelesen. Der „Juckerhof“ hat aber noch ganz viel mehr zu bieten: Er ist Erlebnishof für Gross und Klein, toller Aussichtspunkt auf den fotogenen Pfäffikersee und bietet zudem ganztägig ein marktfrisches Schlemmerbuffet an. Wer ein (essbares) Andenken an dieses kleine Paradies kaufen will, wird im schmucken Hoflädeli fündig. An einem sonnigen Wochenende ist das Familien-„Imperium“ meist gut besucht, weshalb ich es bevorzuge, am späteren Abend oder früh morgens vorbeizugehen, wenn möglich verbunden mit einem erquickenden Lauf oder gemütlichen Spaziergang um den Pfäffikersee. Im Herbst komme ich fast am liebsten hierher: Dann kann man nämlich abertausende Kürbisse auf dem Anwesen bestaunen oder im Hoflädeli kaufen, und dazu ein Glas vom hausgemachten, weissen Sauser trinken.
Wanderfreunde fahren mit der S3 bis Pfäffikon ZH, wo sie ein wunderschöner, ausgedehnter Spaziergang (50 Minuten) entlang des Sees zum Juckerhof führt. Die Mutigen unter euch nehmen das Auto und hoffen, einen der nahgelegenen Parkplätze in Seegräben zu ergattern.
Jucker Farm, Dorfstrasse 23, 8607 Seegräben
Die Bilderbuch-Aussicht vom Juckerhof Seegräben. Foto: Lunchgate/Anna
6. Das Frische
Zum Schluss meiner kulinarischen Tour durchs Züri Oberland möchte ich unbedingt noch das „chabis-chaes.ch“ in Uster vorstellen. Die frische, ehrliche und regionale Küche ist tatsächlich nur einen Katzensprung von Zürich entfernt, und lohnt sich deshalb auch für einen kleinen Abstecher am Mittag. Vor 5 Jahren als Imbissstand mit knallgrünem Logo gestartet, hat sich das „chabis-chaes.ch“ in der Region mittlerweile bestens etabliert, und beglückt die zahlreichen Gäste seit bald drei Jahren auch im kleinen Restaurant vis-à-vis sowie mit diversen Catering-Einsätzen. Reto Günthard, der sympathische Ustermer, ist mit so viel Leidenschaft dabei, dass man ihm den Erfolg von ganzem Herzen gönnt. Das Angebot ist einfach gehalten: Täglich verschiedene Suppen, Salate, eine herzhafte Chässchnitte mit Sternenberger Käse und diverse Muffins. Alles hausgemacht, oft rühren die Serviceangestellten sogar selber in den Kochtöpfen oder bringen ihr Lieblingsrezept mit. Dass im „chabis-chaes.ch“ nur Vegetarisches serviert wird, ist dabei Nebensache – der Fokus soll viel mehr auf der Regionalität der Zutaten liegen. 90% der Gäste sind übrigens Stammkunden, manche davon kommen fast jeden Tag vorbei, und man kennt sich beim Namen. Mit seiner vielfältigen Auswahl an lokalen und internationalen „Craft“-Bieren hat sich das innovative Lokal übrigens langsam aber sicher zum beliebten Treffpunkt am Feierabend gemausert.
Das „chabis-chäs.ch“ ist nur 11 Zugminuten vom Bahnhof Stadelhofen entfernt. Der schöne Greifensee ist übrigens in Gehdistanz, falls Du nach deinem Besuch einen Verdauungsspaziergang machen willst.
chabis-chäs.ch, Poststrasse 6, 8610 Uster
Ein seltenes Bild: Das bodenständige Restaurant chabis-chäs.ch zur Abwechslung mal ganz leer. Foto: Lunchgate/Anna
Bist Du vielleicht auch im Züri Oberland aufgewachsen oder kennst dich sonst gut in der Gegend aus, und dein Lieblingsrestaurant ist nicht im Guide aufgeführt? Oder hast du selber schon mal einen der 6 genussvollen Stopps ausprobiert? Dann lass es uns doch in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com wissen. Wir freuen uns.
Sehr schöner Beitrag über das Zh-Oberland. Falls jemand was besonderes sucht, wäre das Lokal Cucina Piccante in Pfäffikon Zh wärmstens zum empfehlen! Alles hausgemacht und mit viel Liebe zubereitet, alleine schon das Restaurant selber lädt zum verweilen ein. 1x im Monat ist Tavolata, ein must to go!
Danke für die guten Tipps, die ich alle selbst kenne – und Ihre Einschätzung bestätigen kann.
Es fehlen allerdings auch noch einige sehr besuchenswerte Restaurants – wie z.B. die Brauerei in Pfäffikon, der Leuen (Löwen) in Bubikon, die Rampe in Bubikon, Bären und Adler in Grüningen… etc.! Aber es ist ja klar, dass man mit 6 Tipps nicht alles abdecken kann, was aus dem Rahmen fällt. Beste Grüsse
Vielen Dank für die guten Tipps und die netten Worte. Sie haben Recht, natürlich gibt es noch viele andere tolle Restaurants im Züri Oberland, doch dafür war in meinem Hotspot-Guide, wo ich mich auf meine kulinarischen und landschaftlichen Lieblingsorte konzentriert habe, leider kein Platz! Aber natürlich kann auch ich noch was dazulernen 🙂 Vor ein paar Tagen erst hat mir eine Freundin ganz „anmächelige“ Fotos vom Essen in der Rampe Bubikon geschickt, das steht jetzt also ganz weit oben auf meiner To-do-Liste!
Guten Tag! Vielen Dank für die netten Beiträge der ausgezeichneten Restaurants in meiner Heimat, dem Züri Oberland. Alle Gaststuben kenne ich bestens und ihr habt hervorragend darüber berichtet. Gerne teile ich mit euch noch ein weiteres Juwel, nicht ganz im Züri Oberland und mit den ÖV eher schwierig zu erreichen, aber es lohnt sich ganz bestimmt: Das Restaurant First (http://restaurant-first.ch/)
Claire Kuhn und Tarenzio Cirelli das charmante Wirtepaar die mit Herzblut das Restaurant führen und Nico Baretti, der Künstler in der Küche, werden euch verzaubern. Das mit Stil und Charakter umgebaute Haus ist liebevoll eingerichtet und einzigartig dekoriert und macht den Besuch zu einem herrlichen Erlebnis ab. Ich habe meine Frau im Januar zum Geburtstag in’s First ausgeführt und wir waren begeistert, hatten wir doch auch noch das Glück im speziellen Saal, beim Herausblicken aus der Glasfront über einen weissen Schneeteppich blicken zu können.
Wirklich ein Besuch wert. Eine kleine Gaststube mit grünem Kachelofen, ein speziell schöner Saal für grössere Gesellschaften und ein renovierter Kuhstall für Apéros bietet einem diverse Möglichkeiten. Zudem gibt es im Sommer eine herrliche Gartenterrasse unter Platanen die Schatten spenden. Einfach mal hingehen und verwöhnen lassen.
Viel Spass und beste Grüsse!
Vielen lieben Dank für das tolle Feedback zu meinem Artikel und den guten Tipp! Ich komme aus Bisikon und habe schon von einigen Bekannten vom Restaurant First gehört, das ich unbedingt bald selber besuchen will. Es tönt wirklich ausgezeichnet 🙂
Da mussi sege, fehlt eine vo de beste Restaurants ide Gegend und zwar s’Hirsche in Hinwil. Da bechuntmer Fleisch ufem heisse Stei (Pferdefilet,Entrecote etc.) für ganz en tolle Priis, denn im Winter gits Chäsfondue a discretion und für di ganz Wilde gits denn Wuchewiis entweder Wild oder Metzgete..aso chani numä empfehle. Eis vo de beste Beiz im Oberland. 🙂
Liebi Mary, danke für dä Tipp! Ich als Vegi bin vilicht nöd grad idä Zielgruppe vum Hirsche 😉 Aber äs tönt würkli usgezeichnet – also än super Tipp für alli andere, wo bald mal wieder (kulinarisch) im Züri Oberland unterwägs sind!