Essen ist Geschmackssache und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Das tun wir auch alle gern und viel – nicht umsonst gibt es jede Menge selbsternannte Foodkritiker. Bei aller Liebe gibt es aber einige Angewohnheiten, mit denen sich jeder sofort ins kulinarische Aus schiesst. Und zwar mit der Rakete! Hier sind 7 Dinge, die ein Foodie wirklich niemals tun sollte.
1. Einen «Expresso» bestellen
Wir wissen nicht, wie es passieren konnte, dass sich ein haarsträubend falscher Begriff in den Alltag einschleichen und um sich greifen konnte. Fakt ist aber, dass in jeder zweiten Beiz mit dem falschen Terminus «Expresso» um sich geschmissen wird, dass einem die Nackenhaare zu Berge stehen. Gäste und Servicepersonal benutzen den Begriff gleichermassen.
Also einfach, damit es einmal gesagt ist: Expresso kommt nichts von express, und er heisst auch nicht so, weil er so schnell getrunken wird.
Espresso heisst Espresso. Cafè espresso ist ein Kaffee, der extra (ausdrücklich) für den Gast zubereitet wurde. Na also, ist doch viel schöner so.
2. Burritos wie Omeletten rollen
Mexikanisches Essen ist in – umso auffallender ist, dass viele Burrito-Fans nicht genau wissen, wie man die Tortillas eigentlich richtig faltet. So geht’s nicht: aufrollen, reinbeissen und unten läuft alles auf die Hände und auf die Kleider.
So geht’s besser, wenns pressiert: einen Viertel des runden Teiges unten einklappen, dann beide seitlichen Teile darüber legen. Reinbeissen und gut aussehen.
Für alle Burrito-Pros: die Seiten einklappen und von unten einrollen. So kann man den Wrap sogar auch (ohne Kleckern) transportieren.
3. Spaghetti zerschneiden
Ein weitere Fallstrick sind Spaghetti. Die Frage „Löffel oder Gabel und Messer?“ ist zwar nett, zielt aber in eine völlig falsche Richtung. Es gibt nur ein Besteck für Spaghetti: Die Gabel. Damit dreht man ein bis zwei Spaghettienden ein und rollt dann eine schöne, mundgrosse Portion auf die Gabel.
„Aber der Löffel ist dann doch für die Bolognese!“, mag man jetzt einwenden. Aber auch wenn Spaghetti Bolo absoluter Soulfood ist, ist es eigentlich kein original italienisches Gericht. Pasta sollte eine perfekte Symbiose von Nudeln und Sauce sein. Darum gehört Bolognese klassischerweise zu Tagliatelle oder auf die Lasagne, die diese Sauce viel besser tragen können. An Spaghetti hingegen haftet die schwere Bolognese hingegen überhaupt nicht und sie rutscht weg. Viel besser zu Spaghetti passen darum Tomatensugo, Pesto oder Carbonara. Dann klappt es auch mit der Gabel.
Wie? Die Spaghetti zerschneiden geht auch ganz gut? Das haben wir jetzt einfach mal überhört.
4. Ein Spielverderber sein
Die Spargeln sind nicht Saison, das Fleisch ist nicht bio, die Pasta sieht unschön aus und überhaupt, was zum Teufel isst Du denn da Widerliches?
Essen zu kritisieren macht Spass und ist wichtig. Aber es gibt Grenzen: Wenn jemand gerade seinen Lunch auspackt und herzhaft die erste Gabel Vitello Tonnato in den Mund schiebt, ist es definitiv der falsche Moment, um ihn auf das Aussterben der Thunfische hinzuweisen. Wer Essen schätzt, der lässt den anderen den Genuss daran – auch wenn er gerne motzen würde. Und Kritik auf leeren Magen verdirbt dem anderen garantiert den Appetit und die Freude am Essen.
Kritisieren kann man dann das Tonnato ja immer noch wenn ausgegessen ist – satt lässt sich sowieso besser über wichtige Foodthemen streiten.
5. Nach dem Essen einen Latte Macchiato bestellen
Wir möchten keine Namen nennen. Wenn sich aber ein Gastrojournalist in seinem Text lang und breit über den Lunch im Restaurant XY referiert, sich dann zum Abschluss aber einen Latte Macchiato bestellt… ist das schwierig.
Denn wer schon einmal in Italien nach dem Mittagessen beim Kellner einen Cappuccino bestellt hat, kennt die Reaktion: gekräuselte Lippen und ein abschätziger Blick. Und dann wird ein Espresso gebracht. Die Regel ist simpel: Nach zwölf Uhr morgens trinken nur noch Kinder warme Getränke mit Milch. Danach ist es Café (in der Schweiz auch Creme) oder Espresso. Cappuccino und Latte nach dem Lunch oder Abendessen ist ein No Go, vor allem für Leute, die behaupten, etwas von Essen zu verstehen.
Das ist Dir egal, du trinkst nach Lust und Laune auch abends noch Cappuccino? Das ist okay, aber sag nicht, wir hätten Dich nicht gewarnt!
6. Notorisch nachsalzen
In vielen Restaurants, in denen der Koch etwas auf sich hält, stehen inzwischen keine Gewürze mehr auf dem Tisch. Die subtile Botschaft: Unser Koch weiss, was er tut. Auch Foodies sollten darum Vertrauen in die Wahl ihres Restaurants und der Küchencrew haben und das Essen zuerst probieren, bevor sie nachwürzen. Gleich zu Anfang standardmäßig nach der Salzmühle zu rufen und dann alles mit Salz einzuschneien, wirkt nämlich leider ziemlich stillos.
7. Immer die bessere Aussicht für sich beanspruchen
Essen gehen ist etwas Tolles. Ein klein wenig Etikette gehört aber dazu – worüber wir in unserer Knigge-Kolumne schon ausführlich gesprochen haben. Was wir neben guten Manieren auch wichtig finden: Die Sitzwahl. Jeder Tisch hat in der Regel einen besseren und einen weniger guten Sitzplatz. Der bessere ist oftmals derjenige mit dem Rücken zur Wand und dem Blick in den Raum (oder zum Fenster). Häufig geschieht es unbewusst, doch viele Menschen spazieren in ein Restaurant und setzen sich automatisch auf den besseren Platz. Eleganter ist es, wenn man diesen seiner Begleitung überlasst, auch wenn das vielleicht manchmal schwer fällt.
Dir fällt auch noch ein No-Go ein? Schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.
Ein Artikel, der mir aus dem Herzen spricht! Vielen Dank dafür!
Es ging noch ein weiterer Punkt “vergessen”, der ein Foodie nicht zu tun weiss: Miesmuscheln mit Besteck essen! Die erste leere wird herausgesucht und dann als Zange benutzt.
Und ich stimme dem Kommentar mit dem Telefon auf dem Tisch komplett zu, obwohl das eigentlich eine einefache Benimmregel ist ?
In diesem Sinne: en Guete!
Es gibt verschiedene Gründe, Speisen stark oder stärker gesalzen zu geniessen: Medizinische, sportliche, bilde weitere lustige Beispiele…..
Dass der Spitzenkoch/die Spitzenköchin oder die extraordinaire Küchencrew meint, besser zu wissen, was für mich gut ist oder was mir besser mundet, disqualifiziert diese Berufsmenschen. Sorry, das musste geschrieben werden.
aber zuerst versuchen, was der Koch für mich bebruzelt hat ist doch normal. Salzen kann man ja immer noch. Das musste mal gesagt sein. 🙂
Zu meinem 25-jährigen Firmenjubiläum wurde ich von meinem Chef zum Mittagessen eingeladen. Er wählte das Restaurant aus, ging schnurstrags an den besseren Platz und ich hatte den 2. Besten. Ist mir bis heute geblieben. Für mich entstand der Eindruck, dass er mein Jubiläum dazu benutzte, wieder mal gut essen zu gehen. 😉
Übrigens, ich frage meine Frau immer: „wo möchtest Du sitzen, Schatz“.
Das Smartphone auf den Tisch legen und – noch schlimmer – Fotos vom Essen machen und posten.
Bei Punkt 1 hast du meine 100%-Zustimmung, das Smartphone gehört nicht auf den Tisch. Das gehört definitiv auch auf die Liste.
Punkt 2 müssen Foodblogger leider manchmal naturgemäss etwas strapazieren… 😉