Cafés in Zürich müssen immer besser werden, denn eine schwarze Brühe, die in 5 Sekunden aus irgendeiner Kaffeemaschine gepresst wird, lassen wir uns heutzutage nicht mehr bieten. Nein, wir gönnen uns nur das Beste: fair gehandelt, in der Kleinrösterei geröstet, in der Qualitätsmühle gemahlen und vom ausgebildeten Barista an der Profi-Kaffeemaschine zubereitet.
In den letzten Jahren hat sich in Zürich wie in vielen Grossstädten ein Qualitätsbewusstsein entwickelt. Neue Cafés beleben die Spezialitätenkaffee-Szene. Im letzten halben Jahr wurden fünf solche Cafés eröffnet. Doch wer sind diese neuen „cool Kids“? Höchste Zeit, dass wir sie euch vorstellen.
1. ACID – Der vielleicht beste Kaffee an der Langstrasse
Sheila Lopardo und Kaspar Fenkart, die Inhaber des Acid, sind keine Gastro-Neulinge. Die erfolgreichen Geschäftsführer der Sport Bar träumten schon lange von einem Café an der Langstrasse. Als sie zufälligerweise erfuhren, dass das Lokal an der Nummer 67 frei war, mussten sie nicht lange überlegen.
Doch weshalb Acid? Die Entstehung des Namens können Sheila und Kaspar nicht mehr nachvollziehen. Irgendwann war er da und durfte bleiben, weil er kurz und prägnant ist. So auffällig wie sein Name ist auch das kleine Lokal: eine Wand tannengrün, die daneben im lachsfarbenen Kontrast, ein Terrazzo-Tresen, schlichte Designer-Möbel. Und ist doch nicht zu cool, um gemütlich zu sein.
Mit der Arabica-Mischung der Mikro-Rösterei „Miro“ bereiten die Baristas im Acid wunderbaren Cappuccino zu und Spezialitäten wie Cold Brew oder Café Bombón (Espresso auf süsser Kondensmilch – eine Zubereitung, die man sonst nur in Spanien bekommt).
ACID, Langstrasse 67, 8004 Zürich
Cool und doch gemütlich: Sitzbank im Acid. Foto: Sara/Lunchgate
2. Boréal – Von Down Under nach Genf und Zürich
Als die Genfer Freunde Fabien und Julian durch Australien und Neuseeland reisten, lernten sie den Spezialitätenkaffee kennen und lieben. Die Freunde waren überzeugt, dass die Genfer sich von ihrer Kaffee-Begeisterung anstecken lassen würden und eröffneten in einem alten Lagerraum ihr erstes Café. Der Plan ging auf und in den folgenden Jahren übernahmen sie noch drei weitere Cafés.
Nach sechs Jahren war Boréal bereit für den nächsten grossen Schritt: die Expansion nach Zürich. Das moderne, einladende Lokal am Talacker ist mir auf Anhieb sympathisch. Da es zum feinen Kaffee gratis Wi-Fi gibt, kann man gut seinen Laptop mitbringen und sich nach dem Kaffeegenuss direkt an die Arbeit machen.
Die Geschäftsführer beziehen ihren Kaffee in einem Fair Trade-Kollektiv und rösten ihre Arabica- und Robusta-Mischungen in der eigenen Rösterei in Genf. Ihr Erfolgsrezept ist die Vielfalt der Zubereitungsarten: klassisch in der Maschine, im Filter, in der Kaffeepresse, Aero Press oder Moka. Mit diesem Fachwissen bietet Boréal sich auch als Coffee Caterer an.
Boréal Coffee Shop, Talacker 31, 8001 Zürich
Die Baristas im Boreal können alles, von Aero Press bis Moka-Kaffee. Foto: Sara/Lunchgate
3. COFFEE – saisonaler Single Origin-Kaffee bei den Gastro-Profis
Der gelernte Koch Thomas Leuenberger (hat u.a. im Hotel Widder gearbeitet) und Schweizer Baristameister 2013 Shem Leupin waren sich einig; sie wollen gemeinsam einen Gastro-Betrieb eröffnen. Als Freunde vom benachbarten Ladengeschäft VIU sie über den kleinen, leer stehenden Raum an der Grüngasse informierten, war es schnell klar – ein Café sollte es werden. Shem Leupin ist Kaffeeröster bei Stoll Kaffee und Thomas Leuenberger hatte ihn in der Vergangenheit mehrfach bei der Schweizer Baristameisterschaft unterstützt. Deshalb war klar: das Angebot konnte nichts anderes als Spezialitätenkaffee sein.
Bei der Namenssuche kamen sie nach einigem hin und her zurück zur Essenz und nannten ihr Lokal schlicht COFFEE. Die beiden Gastronomen richteten das 23 Quadratmeter kleine Café mit Hilfe einer befreundeten Innenarchitektin selber ein. Alle Möbel sind Massanfertigungen und so auch das Herzstück: der grün-weiss marmorierte Granit-Tresen. Die Kaffeemaschine wurde ebenso mit Bedacht ausgewählt: die Perfektionisten können sie bis ins Detail programmieren.
Samstags, wenn beide Freunde im COFFEE anwesend sind, hat Thomas Zeit, die Gäste auch kulinarisch verwöhnen. Dabei steht die Qualität stets an erster Stelle. Seine Leidenschaft und Kreativität stellt er beispielsweise mit selber hergestelltem Käse aus Milchschaum unter Beweis.
COFFEE, Grüngasse 4, 8004 Zürich
Der Cappuccino macht sich gut auf dem grünen Granit-Tresen. Foto: Lunchgate/Sara
4. MAME – Kaffee-Akademie bei den Baristameistern
Kaffeefans finden im MAME an der Josefstrasse ein neues spannendes Angebot. Seit Ende 2016 führen die Schweizer Baristameister Emi Fukahori (2015) und Mathieu Theis (2016) regelmässig Coffee Cuppings (Tastings) durch für angemeldete Gruppen. Die beiden brühen dabei verschiedene Kaffees, die dann unter ihrer Anleitung degustiert werden. Anhand des Kaffee-Aromenrades lernen die angehenden Home-Baristas, welche unterschiedlichen Geschmacksnoten man bei Kaffee herausschmecken kann.
Nebem ihrer Akademie sind Emi und Mathieu auch professionelle Ansprechspartner für den Einzelhandel. Sie wissen, welche Kaffeeregionen gerade Erntesaison haben und welche Bohnen welche Hauptgeschmacksnoten tragen: schokoladig (Brasilien oder Indonesien), fruchtig (Lateinamerika) oder blumig (Äthiopien oder andere afrikanische Länder).
Private Kunden müssen sich momentan noch etwas gedulden. MAME wird in Zukunft auch Kaffee für Laufkundschaft anbieten, doch vorerst sind die Geschäftsführer die oben erwähnten Bereiche am Aufbauen. Wer Spezialitätenkaffee liebt, sollte MAME deshalb auf Facebook folgen – dort wird die Eröffnung angekündigt.
MAME, Josefstrasse 160, 8005 Zürich
Emi und Mathieu bei der Arbeit. Foto: Lunchgate/Sara
5. Le Café enSoie by ViCAFE – Mode und Kaffee unter einem Dach
Monique Meier führt seit den 70er-Jahren die Boutique enSoie in der Zürcher Altstadt. Ihr Mann Dieter Meier, Mastermind des legendären 80er-Elektropop-Duos Yello, sowie ihre vier gemeinsamen Kinder arbeiten ebenfalls im Familienunternehmen. Die jüngste Tochter Anna und ihre enSoie-Kollegin Henriette hatten während eines Paris-Trips die Idee für ein Café im Geschäftshaus. Als ViCAFE-Stammkundin war es für Anna naheliegend, dass sie die Kaffeespezialisten um eine Zusammenarbeit anfragte. Nach dem ersten Meeting war man sich einig: It’s a match!
ViCAFE ist für enSoie der ideale Partner. Das junge Team bezieht seine Kaffeebohnen direkt bei lokalen Bauern. Nach dem Transport werden die Bohnen in der eigener Rösterei in Eglisau sortenrein geröstet und als Single Origin-Kaffees oder als Hausmischungen abgefüllt. Letztere verwenden die Baristi zur Zubereitung der Kaffeespezialitäten in ihren Café-Bars.
In Zusammenarbeit entstand an der Lindentreppe das kleine, nostalgisch eingerichtete Le Café enSoie by ViCAFE. Der Kaffee wird hier nicht in den üblichen weissen Pappbechern serviert, sondern in einer matt glänzenden Version mit aufgedrucktem enSoie Vichy-Muster. Tassen in denselben sanften Pastelltönen stehen im Regal zum Kauf.
Le Café enSoie by ViCAFE, Strehlgasse 26, 8001 Zürich
Das gemütliche Le Cafe enSoie by ViCAFE. Foto: Lunchgate/Sara
Ist Dein Lieblingscafé nicht dabei? Schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.
Der Beitrag wurde bereits im Oktober 2016 das erste Mal veröffentlicht und nun sorgfältig erweitert.
MAME ist nun auch für jeden Gast geöffnet! Super Kaffee, kooler Laden!